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Bathory "Hammerheart" 1990

Es muss irgendwann in den frühen 90ern gewesen sein, als mein Kumpel Dirk (nein nicht „dieser“ Dirk hier) mit 'ner guten alten Kassette (der eine oder andere wird sich erinnern, was Kassetten waren) ankam und meinte, dass ich mir das hier unbedingt mal anhören müsse und wie geil das doch wäre. Nun gut, gesagt, getan; also den Kassettenrecorder scharf gemacht, und ich wage mich dunkel zu erinnern, dass mit das Erste was mir in den Sinn kam, wohl irgendwas von der Kategorie „meine Fresse, ist das Tape aber Scheisse“ war. Wenn ich damals schon gewusst hätte, wie unrecht ich der armen Kassette getan habe, denn als ich das Album irgendwann mal auf CD mein Eigen nennen durfte, musste ich zu meiner Überraschung feststellen, dass der Sound auch in digitaler Form nicht wirklich besser war.

Ob das „Scheppern“ nun den unverwechselbaren Charme des Albums erst ausmacht, ihn nur unterstützt oder am Ende doch völlig egal ist, konnte ich für mich bis heute nicht gänzlich klären, aber es ist wohl auch Schnurtzpiepe, denn letztlich ist es nicht der Sound, sondern die Songs, welche auf Hammerheart vertreten sind, die das Album so einzigartig und unverwechselbar machen, und die waren und sind bis heute für mich wohl mit das Beste, was das daraus resultierende Genre des Viking Metal hervorgebracht hat.

Schon die ersten Töne von „Shores in Flames“, untermalt von tosenden Wellen und sanften Gitarrenklängen sowie Quorthons klarer Stimme, hielten mich mit eiserner Faust vor den Boxen regelrecht gefangen, und ich tauchte in die Welt des Met, der Langschiffe, der Schwerter und Hörner ein, und diese Welt hat mich selbst heute beim Genuss des Albums immer noch fest im Griff. Nachdem der erste Song sein Ziel nicht verfehlt hatte, brach im Anschluss gleich“ Valhalla“ über mich herein, mit seinen epischen Chören und dem stellenweise wütenden Gesang Quorthons, und der Sog des Albums verstärkte sich von Minute zu Minute. „Baptised in Fire and Ice“, sowie das Gänsehaut hervorrufend beginnende „Father to Son“ sorgten dann endgültig dafür, dass meine Liebe zu dieser Musik entflammte. Besonders möchte ich an dieser Stelle „Song to Hall up High“ hervorheben, welcher es trotz seiner kurzen Spielzeit vermag, immer und immer wieder eine Stimmung, ja ein Gefühl oder eine Sehnsucht hervorzurufen, wie ich es selten beim Musikhören erlebt habe. Aber damit ja nicht genug, denn schon walzt „Home of once Brave“ auf mich zu und verschüttet meine Gedanken tiefer und tiefer, so dass ich im Land der Fjorde, der rauhen See und der schneebedeckten Hügel angekommen bin, ohne mich von der Stelle zu bewegen. Und dann der krönende Abschluss dieses epochalen Kunstwerkes in Form von „One Rode to Asa Bay“. Man könnte meinen, in den knapp 10 Minuten die sich dieser letzte Song unaufhaltsam durch meine Ohren in meinen Neocortex frisst, die Seeluft förmlich riechen zu können, das Knacken der Schiffsplanken entfernt wahrzunehmen und den kalten Stahl eines Breitschwertes in den Händen zu spüren.

Ich bin gaaanz weit weg und wähne mich in dunkler Nacht ohne Mondlicht am Lagerfeuer, umringt von schneebedeckten Baumen irgendwo im Nordland vor 1000 Jahren, der Wind pfeift durchs Geäst, das umherirrende Licht des Feuers lässt hier und da seltsam anmutende Gestalten zwischen den alten und knorrigen Bäumen erscheinen und im gleichen Moment wieder verschwinden, während das „Outro“ noch in meinen Ohren verhallt und ich mich plötzlich wieder im Hier und Jetzt befinde.

Der knapp 1 stündige Trip in eine andere Zeit und eine andere Welt ist vorüber, umrahmt vom nicht minder grandiosen Albumcover, welches das Gesamtkunstwerk „Hammerheart“ abrundet.

Bathory haben mit diesem Album etwas erschaffen, wofür der Grundstein bereits mit „Blood Fire Death“ gelegt wurde und letztlich im genialen „Twilight oft the Gods“ gipfelte. Diese Alben und der durch sie beschrittene Pfad haben den Weg vieler anderer Bands und Alben geebnet, welche es ohne diese Machwerke womöglich nie gegeben hätte.

Schade, dass Quorthon uns durch seinen viel zu frühen Tod nicht noch das ein oder andere Mal hat in dieses Zeitalter entführen können, denn mit dem Doppelschlag Nordland1/2 lief der Meister gerade wieder zu alter Form auf.

Ganz großes Kino, meine Damen und Herren!

Ripper666

JUDAS PRIEST "REDEEMER OF SOULS" 2014 - Review

JUDAS PRIEST "REDEEMER OF SOULS"

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