Kataklysm - Of Ghosts And Gods - Review

Bestnote...hätte es vermutlich gegeben, wenn unser Robert das Review in die Finger bekommen hätte. Nicht weil er grundsätzlich hoch bewertet, nein - er liebt diese Band und fühlt sich in diesem Genre mehr als zu Hause. Am besten also, ihr rechnet am Ende einfach 'nen Talker dazu.

Insider haben es längst mitbekommen, seit 10 Tagen wurden bis einschließlich heute sämtliche Tracks des Albums via YouTube in die Röhre geschoben. Ein Traum, bedenkt man, dass Kataklysm somit ihr ganzes Schaffen der letzten Monate in einen gläsernen Schaukasten geworfen haben. Nichts bleibt verborgen. Alles wurde fein säuberlich begutachtet, gewogen, gemessen und bewertet, bevor man den Laden betritt oder das Objekt der Begierde im Internet ordert.

Ich bin kein Kataklysmfanatiker der ersten Stunde, schonmal aus dem Grund nicht, weil Kataklysm Todesblei verschossen haben, das auf einigen Alben seelenlos und uninspiriert wirkte, da es im Highspeed-Tempo sein todproduziertes und digitales Werk verrichtete. Dass die Ahorn-Deather in der obersten Liga mitspielten, keine Frage, nur hatte ich es wirklich schwer Passagen auszumachen, die in meinem Hirn auf Dauer hängen blieben.

Am Ende der letzten Scheibe "Waiting For The End To Come" kündigte sich mit "Elevate" bereits an, was die Kanadier auf der aktuellen Langrille gottseidank konsequent fortsetzen. Eingängigkeit! Harmonien im Wechselspiel mit Death Metal Attacken der Extraklasse! Was bin ich froh, dass Kataklysm über diese Brücke gegangen sind und auf ein paar monotone Baller-Eskapaden verzichteten. Sehr songdienlich, das Ganze! Genau hier ist auch der Grund zu finden, warum diese tödliche Mixtur weitaus organischer klingt, als man das von Kataklysm gewohnt ist. Extrem-Junkies sehen das bestimmt anderes, doch diesmal ist eben Struktur und Harmonie angesagt. Außenstehende werden bei dem Wort Harmonie zwar schmunzeln oder verständnislos die Flucht ergreifen, denn ein Angriff auf das heavynative Nervensystem ist die neue Scheibe noch immer, aber das ist eben so und ich würde ehrlichgesagt auch etwas vermissen, wenn es keine Zweifler geben würde.

Ebenfalls sehr hervorzuheben: der massive und vor allem emotional Gesang des Meisters persönlich. Grundgütiger, so - wie beim Hören des neuen Albums - hat es mir bei Kataklysm schon lange nicht mehr die Haut vom Fleisch gezogen. Es gibt also doch Unterschiede und ja, Maurizio Iacono bringt Melodien, Emotionen und den für Death Metal typischen Extrem-Gesang meisterlich unter einen Hut. Einfach großartig. Wo Emotionen nicht erwünscht sind, wüten breitbeiniges Riffing und 'ne brachiale Trommelmaschine durch die Partituren der Geister und Götter! Einzelne Tracks herauszustellen lohnt im Prinzip nicht, das Album funktioniert als Ganzes und bedarf keiner Schönfärberei. Also dann, wer von "Ghosts And Gods" nicht niedergemäht werden möchte, der sollte sich das Teil zur Abwehr besser in den heimischen Player legen, um die emotionale Wucht des 2015er Albums der Kataklysm-Vernichtungsmaschine zu egalisieren.

Dirk

9/10 Talkern


VÖ: 31.7.2015  Label: Nuclear Blast Records