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Pyogenesis - A Century In The Curse Of Time - Review

Seitdem das weiße Best Off - Digipack "P" über Nuclear Blast im Jahre 2000 veröffentlicht wurde, schwiegen meine Pyogenesis-Lautsprecher. Das Kapitel war abgeschlossen und nur noch rudimentär verfolgte ich das Geschehen um die Stuttgarter Band.

Nicht zuletzt aus dem Grund, weil Pyogenesis eine Band war, die sich aufgrund ihrer endlosen Kreativitäts-Schübe immer mehr vom Ursprung ihres Schaffens entfernte. Dementsprechend ging ich mit einer gehörigen Portion Skepsis an das neue Album heran. Um meine Urteilsvermögen zu neutralisieren, griff ich mir die 92er EP "Ignis Creatio" und das 95er Erfolgsalbum "Twinaleblood". Freunde, allein hier sind schon Gegensätze zu finden, die im Grunde jenseits von Gut und Böse sind. Mit der 92er EP stachen die Schwaben schon damals aus dem Todesbleisumpf heraus, wie die Laterne eines Tiefseefisches in der ewigen Dunkelheit, dennoch ist und war diese EP purer Underground und bot lediglich das Fundament für spätere Evolutionssprünge.

Extravaganz und Kreativität waren also schon immer das Aushängeschild von Pyogenesis. Mit "Twinaleblood" sprudelte der Ideen-Quell 1995 dann über und so kredenzten uns Pyogenesis eines der besten Alben Mitte der neunziger Jahre. Genre-Grenzen gab es für die Band auch im vergangenen Jahrhundert keine, womit dem aktuellen Werk, das über AFM Records veröffentlicht wird, eine gewisse Unberechenbarkeit vorauseilt.

Erster Höreindruck? Ganz klar Pyogenesis! Der Opener könnte direkt auf "Twinaleblood" stehen. Hier erhebt ein genialer Refrain den Anspruch, im Wechselspiel mit dem typischen Pyogenesis-Saiten-Tuning, zum Hit zu avancieren. Track 2 folgt auf dem Fuße und steht ebenfalls auf der Habenseite. Beide Songs sind relativ ruppig und erfreuen mit Sicherheit die Herzen nostalgiebeladener Twinaleblood-Verfechter. Uff! Ein furioser Einstieg, der - und davon war auszugehen - jäh unterbrochen wird. Song 3 leitet die Wende ein, der Metal-Faktor tritt in den Hintergrund und es wird ruhiger. Nicht uninteressanter, nein - vielmehr ändert sich der Schlachtplan und mit "The Best Is Yet To Come" hauen Pyogenesis einen Song raus, der eine Hommage an Type-O-Negative ist und spätestens nach dem 2. Durchlauf vollends überzeugt. Eingängigkeit ist Ehrensache, jeder Song bleibt irgendwie hängen, nur mit der anfänglich vorgetäuschten Härte ist's nun gänzlich Asche.

Viele Yeahs, Ohohs und ähnliche Kehlkopf-Experimente dominieren das Szenario der letzten Komposition. Zwar wirkt auch hier alles gefällig und harmonisch, doch scheint die Luft etwas raus zu sein bzw. die künstlerische Freiheit wieder einmal die Oberhand gewonnen zu haben. Einzige, aber beachtliche Lichtblicke: Melodien ohne Ende, die durch 90er Synthesizer-Klänge geschmackvoll unterstützt werden. Nach gefühlten 10 Rotationen komme ich zu folgendem Ergebnis: Furioser Einstieg, Abzug in der Haltungsnote, da "A Century In The Curse Of Time" härtetechnisch komplett wegsackt, dennoch überzeugend agiert - gerade durch super Melodien und Kompositionen - und damit ein Album ist, dass ich mir immer wieder gern anhören werde. Absoluter Hammer-Song und über alle Maßen genial: "Steam Paves Its Way (The Machine)" 

Dirk

7,5/10 Talkern


VÖ: 14.8.2015  Label: AFM Records




 

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