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Metallica - Right The Lightning - ReRelease 2016 - Review

Am 15. April des laufenden Jahres erschienen die vollständig remasterten Versionen der Metallica-Klassiker Kill 'Em All sowie Ride The Lightning. Grund genug, die längst überfälligen Reviews der betreffenden Outputs anzugehen.

Zeitsprung: Wir schreiben das Jahr 1984. Fern der Heimat, saß ich in der Lobby eines abgewrackten Hotels an der Ostsee, in das mich meine direkten Vorfahren wahrscheinlich Jahr für Jahr schleppten. Der Sommer 1984 war in unseren Breitengraden absolut keiner Rede wert. Kalt und verregnet, nicht anders kann ich mir heute noch erklären, warum ich einen Großteil meiner Zeit im Inneren des lausigen Gemäuers verbrachte. Doch alles hat eben auch seine positiven Seiten. Mir gegenüber hing ein langhaariger Typ in schmuddeligen Jeansklamotten im Gestühl der Hotel-Lobby. Nichts Besonderes, sollte man meinen, doch der Lockenritter war nicht nur von potentiellen Girlfriends umzingelt, nein - er nannte auch einen leistungsstarken Kassettenrekorder sein Eigen, zumindest bezeichneten wir damals derlei Dezibel-Kästen genau so. Und richtig, aus den Boxen drang für 80er-Verhältnisse unglaublich infernalischer Krach. Unfassbar, was meine pubertären Lauscher da an das testosterongesteuerte Hirn sendeten.

Irgendwie gefiel mir, was ich da hörte. Oder war es nur der Umstand, dass Mr. Rapunzel offensichtlich ein leichtes Spiel bei der lechzenden Damenwelt hatte? Egal, mein erster Kontakt zur guten alten Heavy Metal Musik war hergestellt. Schade nur, dass eben dieser Typ - den ich in meinem jugendlichen Leichtsinn so verdammt cool fand - meinen Versuch, Kontakt zu ihm und seinem Harem aufzunehmen, jäh unterbrach. Ich war nicht würdig, ließ er mich spüren, besaß kein Shirt, keine Mähne und erst recht hatte ich keine Ahnung von dem, was da aus dem Kasten dröhnte. Doch das blaue Cover mit dem elektrischen Stuhl, welches ausgebreite auf dem Tisch zwischen Grazien und Lockenritter lag, brannte sich tief in mein Bewusstsein. 

Die kommende Jahre sollten mich weder erhellen, noch bekam ich weitern Zugang zu der Musik, die später einmal  mein Leben maßgeblich beeinflusste. Ich erwähnte es schon in einem Review, das ich vor Jahren zum Abigail-Album von King Diamond schrieb. Alec Völkel, seines Zeichens Sänger der Band Boss Hoss und mein damaliger Schul-Kumpel - hortete bereits seit einigen Jahren diverse Hartwurst-Scheibletten in seiner elterlichen Behausung. Wie sollte es auch anders sein, "Right The Lightning" stand ebenfalls im Regal. Fast 3 Jahre nach offiziellem Erscheinen eines der besten Metal Alben aller Zeiten, eröffnete sich nun auch mir die Magie des zweiten Longplayers der 1981 in Los Angeles gegründeten Band Metallica, dessen Kostprobe ich schon vor rund drei Jahren zu Gehör bekam.

2016: Metallica sind inzwischen zu einer lebenden Legende avanciert und haben weit über 100 Millionen Alben verkauft. Sie sägen zwar seit einigen Jahren erfolgreich an ihrem Thron, doch im Endeffekt werden sie noch immer von unzählig vielen Fans geliebt. Ihre Frühwerke sind nicht nur der heilige Gral der Szene, sie sind auch über 30 Jahre nach ihrer Veröffentlichung unverzichtbare Lehrbücher und Wegbegleiter für Musiker und Fans. Härtetechnisch sind die ersten Alben der Band um Fronter James Hetfield schon lange kein Maßstab mehr, doch eines haben Ride The Lightning & Co gemein: geniale Song-Strukturen, die sich durch einen einzigartigen Spannungsaufbau präsentieren und verdammt bissige Hooks, welche noch heute mit ihren scharfen Widerhaken in der grauen Masse zwischen meinen Ohren hängen.

Im Grunde können Metallica ihre Alben so oft wiederveröffentlichten wie es nur eben geht. Erst letztes Jahr haben sie die komplette Kollektion ihrer Alben als Vinyl in die Regale gedrückt. Man muss nicht alles kaufen, aber man sollte eines der Exemplare besitzen. Egal ob CD oder Vinyl, egal ob Original oder neu aufgelegt. Letztlich entscheidet die Musik und diese ist verdammt gut.

Um herauszubekommen, ob sich der Sound der aktuellen Rereleases tatsächlich verbessert hat, habe ich betreffende Ausgaben immer hübsch im Wechsel in den Player geschmissen. Ja, es ist etwas lauter und druckvoller geworden, wobei die Meister an den Reglern glücklicherweise den Charakter der Outputs erhielten. Letztlich stellt sich jedoch die Frage, ob das analoge Original-Vinyl nicht ohnehin in die Sammlung gehört. Puristen meinen sowieso, dass dieser Klang nicht zu tippen ist. Ich denke aber, "For Whom The Bell Tolls" (Track 3) brauch kein jeweiliges Format, um gespielt oder geliebt zu werden, es sollte einfach nur verdammt laut konsumiert werden. Noch heute bekomme ich regelmäßig eine bösartige Gänsehaut, wenn "Ride The Lighting" zischen all den neuen Veröffentlichung sein majestätisches Haupt erhebt. For whom the bell tolls - Für wen die Glocken in Zukunft schlagen oder besser gesagt, wem die Stunde im Jahr 2016 schlägt, vermag ich nicht zu sagen.

Doch gewiss schlugen für mich die Glocken im Jahre des Herrn 1984. Meister Rapunzel, stolzer Besitzer des blauen 84er Albums, hielt sich nicht umsonst in diesem ausgedienten Hotel auf, in das ich wider meines Willens buxiert wurde. Wie gesagt, alles hat auch seine positiven Seiten. Oder sollte ich lieber sagen Saiten? 32 Jahre nach VÖ eine Bewertung abzugeben, fällt mir wahrlich mehr als schwer. Volle Punktzahl, sagt mein Herz, doch der Befangenheit wegen, steht dies wohl nicht zur Debatte. Soll doch der Nachwuchs entscheiden, Hauptsache ihr habt "Ride The Lightning" - in welchem Format auch immer - in Eurer Sammlung. 

Dirk


VÖ: 15.4.2016 - Label: Mercury/ Universal



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