Wer kennt sie nicht, diese Tage an denen man daheim sitzt, weil das Wochenende konzerttechnisch einem Totentanz gleicht. So gibt man sich die Live-Alben seiner Helden und verlangt unermüdlich danach, sofort ein Teil dieser jodelnden Menge zu sein, die doch so brachial aus den Boxen klingt. Das Gros der Berliner Metalgemeinschaft dürfte deshalb in Hinblick auf diesen Tag die Fingernägel schon bis zum Ansatz heruntergekaut haben.
Neben dem Trio-Infernale Slayer, Anthrax und Kvelertak, das in der ausverkauften Columbiahalle zum Moshpit lud, fanden auch die Ungarn Ektomorf wiederholt den Weg in die Hauptstadt, um ihren neuesten Rundling "Aggressor" zu promoten. Mit in den Ring stiegen dabei Hot Beaver sowie die israelischen Neo-Thrasher Shredhead. Als Ort des Geschehens wurde in guter alter Tradition das K17 auserkoren.
Die Anziehungskraft der dunklen Messe in der Columbiahalle war bis in die Pettenkoferstraße spürbar, denn es zog verhältnismäßig wenige Gestalten in das K17. Von gähnender Leere kann allerdings keine Rede sein. Der späten Ankunft und dem guten Geschmack des Gerstensaftes geschuldet, konnten wir die Jungs von HOT BEAVER nur punktuell bestaunen. So recht wollte sich die Combo allerdings nicht in das gnadenlose Geknüppel der übrigen Musikkapellen einordnen. Ein bunter Mix aus Stoner und Rock, vorgetragen von einem Typen in Bademantel, animierte dennoch einen Teil der Anwesenden zum Kopfnicken. Somit kann die Eröffnungszeremonie des Budapester Quartetts durchaus als erfolgreich abgestempelt werden.
Mit einem ganz anderen Energiefaktor enterten SHREDHEAD die Berliner Bühne. Die unglaublich tighte Kombination aus Thrash und Hardcore-Elementen erinnerte zuweilen an Pantera und ergriff im Nullkommanichts die Tanzbeine der Meute. Gnadenlos hämmerten sich die Israelis ihren Weg durch die Koteletten der Fans, um mit jedem Ton den Gehörgängen eine Kampfansage entgegen zu schmettern. Im Publikum machte sich derweilen lautstark ein Londoner Metalhead bemerkbar, der extra für Shredhead nach Berlin gereist sei. Die Band zeigte ihm seine Anerkennung, indem sie dem armen Teufel sofort den nächsten Dampfhammer vor den Latz knallte. Sichtlich gezeichnet von deutschem Bier und exzellenter Musik, wart er bei Ektomorf auch nicht mehr gesehen. Kurzum spielten sich Shredhead von Null auf Hundert in die Herzen des Berliner Pöbels und sorgten auch bei mir für ein anerkennendes Kopfnicken. Daran war auch ein unglaublich charismatischer Frontmann nicht ganz unschuldig, der bei jedem Song aufs neue die Bühnenbretter auf ihre Standfestigkeit überprüfte. Weiter so und bis hoffentlich bald!
Während wir uns nach diesem metalischen Appetithappen noch einem kurzen Erfrischungsgetränk hingaben, schmetterten EKTOMORF auch schon die ersten Töne von "I" heraus. Also ging es schnurstracks nach vorn, um sich von besagtem Livematerial ordentlich die Kopfdecke massieren zu lassen. Die ungarische Neo-Thrash-Institution, die seit 1994 nichts an ihrer Kompromisslosigkeit verloren hat, spielte sich durch ein brutales Set, dass, was für die Ungarn sehr ungewöhnlich ist, keinerlei Platz für Balladen als Verschnaufpause bot. Die brandaktuellen Songs wie "Aggressor", "Move on" oder "Evil by Nature" frästen sich unaufhaltsam durch die müden Knochen und wurden inbrünstig gefeiert. Mit einem göttlichen Sound gesegnet, wie ich ihn im K17 noch nie zu Ohren bekommen durfte, konnten Ektomorf diesen Abend also eigentlich nicht versauen. Sichtlich ergriffen von der Stimmung des Publikums, bedankte sich Fronter Zoli nicht nur ein Mal, dass die Berliner Metalheads trotz des Slayer-Gigs den Weg in die Pettenkoferstraße gefunden haben. Dies honorierte die Band mit Karma und Aktivität auf der Bühne, die an diesem Abend ihresgleichen suchte. Gänsehautmoment war der Auftritt von Ex-Basser Csaba, der den Pit zu "Outcast" bereits in der Mitte des Sets in seine Einzelteile zerlegte.
Nachdem der Ektomorf-Tribe gemeinsam die "Black Flag" hisste, war die Messe dann auch gelesen. Ein Event, dass sich aufgrund der unglaublich guten und friedlichen Stimmung im Publikum sowie einem überragenden Headliner wohl für immer in meine Hirnrinde gebrannt hat, neigte sich nun leider schon dem Ende. Völlig aufgewühlt und mit einer Überdosis Dopamin konnte nun der Heimweg angetreten werden. Bis zum nächsten Jahr auf dem With Full Force!
Robby
Legenden, Helden, Vorbilder. Schon Genrationen vor uns feierten die "gefährlichste" Band der Welt. Mit ihren Skandalen, Drogen & Alkoholkonsumen machten GUNS' N ROSES nicht nur Schlagzeilen, sie wurden durch ihre Musik zu einer Art aggressivem Kult der 80er und 90er Jahre. Wer in dieser Zeit aufgewachsen ist, die Band vllt. das ein oder andere Mal live sah, weiß sicherlich, wovon ich spreche.
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