Samstag, 11. Juni 2016
Der Samstagnachmittag stand ganz im Zeichen der schwäbischen Metalinvasion, denn mit Ichorid, Revel In Flesh und Hackneyed fanden gleich drei Death-Metal-Kombos aus dem Ländle den Weg zum Chronical Moshers. Ichorid packten als erstes die Nackenpeitsche aus und überzeugten auf ganzer Linie. Kompromissloser und mit Leidenschaft gespielter Todesmetal lockte zunehmend mehr Zuschauer vor die Bühne. Der Fünfer feuerte den Neuankömmlingen jedoch sofort eine Machtdemonstration nach der anderen um die Lauschlöffel, sodass sich einige Zopfgummis schnell dem Willen der unbändigen Haarpracht ergeben mussten. Die Ichorid-Songs knallten sowas von tight aus den Bozentürmen, dass das Moshers-Publikum gar keine andere Wahl hatte, als eine weitere Nackenschelle einzufordern. Die von dieser Reaktion anscheinend vollkommen übermannte Band, hatte sich diese im Vorfeld allerdings wohl nicht zurechtgelegt. So ließen sie noch einmal den Opener auf die wilde Meute los. Sehr sympathisch!! Bei dem Gedanken an diesen Auftritt feuern meine Synapsen immernoch freudig Aktionspotentiale durch die Nervenbahnen - ganz großes Death Metal-Tennis eben!
Old-school-lastiger bekamen wir es durch Revel In Flesh ins Gericht. Dass dieser Panzer heute ganz dicke Ketten aufgezogen hat, wurde dem Moshers-Mob bereits mit dem Opener "Rotting In The Void" eindrucksvoll aufgezeigt. Frontkehlchen Ralf röchelte sich herrlich reudig durch das Set, während die Schießbude ohne Gnade ihre Projektile auf die Nackenwirbel des Publikums abfeuerte. Dabei hatten Revel In Flesh nicht nur bekanntes Song-Material im Lauf, sondern überraschten auch mit neuen Titeln, die auf der kommenden Langrille zu finden sein werden. Ein äußerst überzeugender Auftritt. Von diesen Deathkult-Priestern darf man in der nächsten Zeit wohl noch so einiges erwarten.
Mit Hackneyed folgte das nächste Schleudertrauma aus dem Schwabenland. Die Truppe, die 2008 mit ihrem Debütalbum "Death Prevails" für ordentlich Furore in der Todesblei-Szene sorgte und als deutsche Nachwuchshoffnung galt, streicht leider die Segel und verabschiedet sich von den Festivalbühnen dieser Welt. Ein Abschied, der nach diesem Gig wohl noch schwerer fallen könnte, denn Hackneyed legten an diesem Samstagnachmittag einen Abriss aufs Parkett, der sich gewaschen hatte und bei dem jedes Rädchen perfekt ineinander griff. Geschlossen in Grau gekleidet, lieferte das Quintett aus Abtsgmünd eine hemmungslose Performance ab, die bei mir unweigerlich zu spontanen Nackenrotationen führte. Der ultrabrutale All-Time-Favourite "Gut Candy" sprengte zum Schluss nochmal alle Ketten und bildete die Initialzündung für einen zügellosen Moshpit. Schade, dass ihr nach 10 Jahren die Instrumente für Hackneyed an den Nagel hängt!
Für die erste Riff-Überdosis hingegen sorgten die belgischen True-Thrasher Evil Invaders, die sich in einem gut gefülltem Zelt wiederfanden und ihre Mission - Vergabe von Whiplashs - mit einer gehörigen Portion Spaß angingen. Also Patronengürtel festgeschnallt und Haupthaarpropeller laufen lassen. Die Tatsache, dass Frontquietscher Joe ein wenig zu leise aus den Boxen keifte, war zwar nicht zu überhören, doch machten es die Jungs durch ihre quirlige Performance wieder wett. Ein energischer Auftritt, der nach dem Gig massiv begossen wurde. Kein Wunder also, dass man Joe wenig später im Tankard-Moshpit wiederfand. Thrash 'till Death!!
Nachdem wir uns bei Desaster (Welch ein Frevel! - Anm. Red.) leider dem äußerst leckerem Gerstensaft hingeben mussten, ging es für uns erst wieder mit der norwegischen Schwarzmetal-Kombo Aeternus vor die Bühne. Erstaunlicherweise blieben die Nordmänner weit hinter ihren Erwartungen zurück. Die musikalische Qualität kann dieser Truppe keineswegs abgesprochen werden, jedoch packte uns diese schwarze Messe keineswegs an den Hörnern und wirkte schlichtweg uninspiriert. Dem Moshers-Mob schien es trotzdem zu gefallen, sodass Aeternus mit ihrem Gig wohl durchaus zufrieden sein konnten. Uns haben diese Norweger lediglich wieder zurück zum Bierstand getrieben.
Diesen dürften wohl auch die Frankfurter Thrasher von Tankard das ein oder andere Mal an diesem Abend heimgesucht haben, denn mit sichtlich guter Laune enterten die Hessen mit "Zombie Attack" die Bühnenbretter, streiften dem Publikum den Tanzschuh über und brachten das Partythermometer auf Anschlag. Ob "Chemical Invasion", "The Morning After" oder "Rules For Fools" - jeder Ton der sympathischen Alcoholic-Metaler wurde frenetisch abgefeiert. Gerre nutzte jeden Zentimeter seines Arbeitsplatzes aus und flog am Ende aus allen Wolken, als man ihm mitteilte, dass nur noch Zeit für einen letzten Song sei. "So lange haben wir doch dieses Mal gar nicht gelabert!" - schimpfte die Frontsau, zog im gleichen Atemzug aber die ersten Töne von "Empty Tankard" aus dem Köcher und goss damit nochmal eine mächtige Portion Sprit in das bereits lodernden Feuer vor der Bühne. Diese Jungs machen einfach Spaß bis in die Haarspitzen!
Juchz und Tollerei können sich Belphegor keineswegs auf ihre blutgetränkte Fahne schreiben, dafür feinsten schwarz angehauchten Todesblei. Und auch beim Chronical Moshers hielt die morbide Kombo um Vokillist Helmuth wieder eine bitterböse Messe ab, die mir das alkoholverdünnte Blut in den Adern gefrieren ließ. Mit "In Blood - Devour This Sanctity" wurde das Biest dann auch endlich aus dem Käfig befreit und schredderte sich 50 Minuten lang durch das prall gefüllte Zelt. Frontgrunzer Helmuth drückt der Belphegor-Show jedes Mal aufs Neue durch seine abartigen Ansagen sein perverses Gütesiegel aufs Backdrop, dabei destilliert er buchstäblich die Essenz für eben diese markerschütternde Atmosphäre, die die Ösis heraufbeschwören können. Begleitet von einem soliden Klanggewand, bei dem lediglich die Backgroundstimme von Serpenth ein bisschen mehr Krach hätte vertragen können, dominierten Belphegor diesen Abend und dürften wohl einige noch so harte Metalheads - von Alpträumen geplagt - in ihrem Schlafgemach zurückgelassen haben.
Hat man bei den Mannen von Fleshgod Apocalypse auf der Langrille stets das Gefühl, ein Ozeandampfer würde mit Anlauf über den eigenen Prozessor schippern, so sind sie live doch eine echte Hausnummer. Der Headliner-Auftritt ist bereits der dritte Streich, den mir die fünf Italiener, die sich auch für das Chronical Moshers eine Opernsängerin ins Boot geholt haben, live bescheren und wieder einmal lassen sie mich begeistert zurück. Hier passte einfach alles zusammen - ausgestattet mit dem besten Sounddress, kamen Stimme und Gitarren des Fleischgottes perfekt zur Geltung. Nichts wirkte deplatziert oder überpowert - ein Element fügte sich in das andere. Die Band zeigte sich der vorangeschrittenen Zeit zum Trotze in guter Spiellaune und das Publikum nahm dies dankend und enthusiastisch auf. Nach einer Stunde war dann leider Schluss. Unterm Strich zeigten Fleshgod Apocalypse nach Kataklysm einen der besten Auftritte und verkörperten für mich den perfekten Schlusspunkt für ein durchaus gelungenes Festival.
Fazit: Nach zwei Tagen, die von grandiosen Konzerten, einer ordentlichen Portion Tau Cross auf dem Zeltplatz, einem sehr sympathischen Festivalteam und einer Atmosphäre geprägt wurden, die den großen Freiluftveranstaltungen zunehmend abhanden kommt, steht mit dem Chronical Moshers ein abgehaktes Festival auf unserer To-Do-Liste, welches in den kommenden Jahren einen festen Platz in unseren Terminplanungen einnehmen wird. Vielen Dank an jeden einzelnen Teil des Festivalteams - man spürt das Feuer in euren metalischen Herzen, mit dem ihr diese Veranstaltung angeht! Macht weiter so und behaltet eure gute Laune bei! Wir kommen gern wieder.
Auf dem Chronical Moshers waren: Theresa, Raphie, Maik und Buschi
Legenden, Helden, Vorbilder. Schon Genrationen vor uns feierten die "gefährlichste" Band der Welt. Mit ihren Skandalen, Drogen & Alkoholkonsumen machten GUNS' N ROSES nicht nur Schlagzeilen, sie wurden durch ihre Musik zu einer Art aggressivem Kult der 80er und 90er Jahre. Wer in dieser Zeit aufgewachsen ist, die Band vllt. das ein oder andere Mal live sah, weiß sicherlich, wovon ich spreche.
Weiterlesen ...Feldbrand Festival? Sicherlich ein Erntedankfest, das wie so viele Events im Herbst dem huldigt, was der Mensch Mutter Erde mühevoll abgerungen hat, um es zu vergären, zu brennen und zu verehren. Nicht schlecht, dachte ich und machte mich auf ins malerische Willmersdorf nahe der Stadt Bernau, die schon im Mittelalter über die Grenzen hinaus für ihre Braukunst bekannt war.
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Weiterlesen ...Das ist es doch! Schwärzeste Klänge, auf ewig gefangen in einem stacheligen Korsett aus seelenquälender Lyrik und herzzerreißender Theatralik.
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