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Magnum - Backstage Interview mit Tony Clarkin im Berliner Huxley's - Teil 2 Interview Magnum mit Tony Clarkin

Sandra: Auf „Escape from the Shadow Garden“ hat man das Gefühl, dass jeder Ton auf den Punkt kommt. Schreibt ihr eure Musik nach der klassischen Musiklehre oder komponiert ihr aus dem Bauch hinaus?

Tony: Ich bin ehrlich gesagt nicht wirklich an klassischer Musiklehre interessiert, wenn ich schreibe. Und manchmal, wenn Ideen schnell kommen, spiele ich vielleicht auf einer falsch gestimmten Gitarre, nur um eine Idee herzubekommen. Es gibt mir trotzdem Aufschluss darüber, was ich eigentlich will. Ich arbeite nicht nach gängigen Strukturen. Ich schreibe ein Stück und am nächsten Tag setze ich mich wieder ran und denke: „Oh das klingt nach totalem Müll. Oder ich sage: „Naja ich weiß schon was ich mir dabei gedacht habe.“ Also füge ich ein bisschen mehr hinzu und daraus wird dann ein Song. So in der Art mache ich es. Viele Leute machen es auf ihre eigene Art. Ich finde es sehr gut, wenn man eine Pause einlegt, den Song zurücklässt und einfach mal die Straße entlang läuft. Meistens kommst du danach zurück und es fügt sich alles von allein zusammen.

Sandra: Habt ihr nach Fertigstellung der Musik das Cover des Albums vor Augen oder übergebt ihr dem Künstler die Musik und schaut was dabei rauskommt?

Tony: Naja, ich kenne den Zeichner schon sehr gut vor allem sehr lange. Ich rufe ihn an und er kommt dann einfach ins Studio, während wir dort unsere Aufnahmen machen. Ich sagte ihm dann: „Oh übrigens, ich möchte, dass du ein Kunstwerk für uns machst.“ Ich hatte bereits den Titel für das Album „Escape from the Shadow Garden“ und er meinte sofort: „Oh, das find ich gut!“ Er fragte mich, was ich mir so vorstelle und dann erzählte ich ihm all die Dinge. Er fertigte eine Skizze machte Vorschläge zum "Schattengarten". Nach einer Woche rief ich nochmals an und teilte ihm mit, dass ich Fragezeichen auf dem Baum haben möchte. Und noch einen Tag später rief ich ihn wiederum an und meinte, dass ich schmelzende Fragezeichen am Baum haben will. Er ist großartig und bring alle diese Ideen oder besser noch, all diese bescheuerten Ideen, die mir so einfallen, in einen Kontext. Später zeigte er mir dann das fertige Bild und sagte nur: „WOW! Das ist großartig!“ So machen wir das immer. Haha

Sandra: „Escape from the Shadow Garden“ klingt durch den Sound des Keyboards stark nach den 80er Jahren. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht moderner zu klingen oder kam das nie in Frage?

Tony: Ja, es stand eigentlich nie wirklich zur Debatte. Es stört mich kein bisschen, wenn mir jemand sagt, dass wir altmodisch klingen. Ich sage dann nur „Oh okay! Das ist gut!“. Mir ist das wirklich egal. Ich versuche nicht Werbemusik oder modische Musik zu schreiben. Ich versuche zu schreiben, was meiner Meinung nach gute Musik ist und vor allem auch leidenschaftliche Musik. Das ist genau das, was ich mag. Ich hoffe einfach nur, dass andere Menschen es ebenfalls mögen, was ich schreibe. Du musst verstehen, dass ich nur für mich schreibe. Du kannst nicht wirklich für 20.000 Menschen schreiben, oder? Also kannst du halt nur für dich schreiben. Genau das mache ich auch und hoffe einfach, dass es da draußen Menschen wie mich gibt, die es mögen.

Sandra: Habt ihr im Studio wie vor 20 Jahren aufgenommen oder nutzt ihr auch modere Aufnahmetechniken?

Tony: Nein, wir benutzen Computer. Es ist wirklich einfacher und es gibt so viele verschiedene und nützliche Dinge, die du benutzen kannst. Ich verändere viel während der Aufnahmen. Zum Beispiel kann man manche Sachen einfach rauszunehmen, wenn das nötig ist. Alles Andere ist bloß zeitaufwendig. Es gibt auf beiden Seiten Vor- und Nachteile. Aber die Vorteile des Computer überwiegen weitaus die Nachteile, wenn du mich fragst.

Sandra: Welches Album ist deiner Meinung nach das Beste der Band?

Tony: Das beste Album, dass wir bisher gemacht haben? Du weißt schon, was ich antworten werde. „Escape from the Shadow Garden“. Haha! Ich habe zur Zeit ein bisschen die Nase von "Escape" voll, weil ich ungefähr 14 Monate brauche, um das Zeug zu schreiben und nochmal drei Monate um es aufzunehmen. An diesem Punkt habe ich dann einfach die Nase voll. Aber ich glaube, es ist ein gutes Album. Und ich glaube, dass besonders die Songtexte wirklich richtig gut sind. Bei den letzten 4 Alben wurde das von Mal zu Mal besser. Nicht um Längen, denn es ist wirklich schwer ein Album zu machen. Bei "Escape" habe ich nicht dieses Gefühl, warum habe ich das Album eben genau so gemacht habe und nicht anders. Das kommt vielleicht in sechs Monaten. Momentan glaube ich, das beste Album, ist unser neuestes Album.

Sandra: Hast du nach all den Jahren noch Vorbilder?

Tony: Ich würde es nicht Vorbilder nennen, sondern eher… Inspirationen. Mich inspirieren andere Menschen auf jeden Fall. Aber manchmal kann auch eine schöne Melodie dich zum schreiben von Songs inspirieren oder es gibt dir einfach bloß die Energie überhaupt etwas zu schreiben.

Sandra: Was würdest du jungen Gitarristen mit auf dem Weg geben, wenn man dich um Rat bitten würde?

Tony: Oh, das ist wirklich schwer. Ich könnte bloß die Dinge erzählen, die mir so passiert sind. Ich spiele jetzt nun seit abertausend Jahren und zupfe einfach weiter und weiter, wirklich. Das ist alles, was du machen kannst. Und dann - an einem gewissen Punkt - kann es sein, dass du plötzlich erfolgreich bist. Du musst einfach immer weiter machen.

Sandra: Okay, vielen Dank. Viel Spaß auf der Bühne und viel Glück!

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