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John Garcia - Interview vom 9. November 2014 im Berliner Lido

Wen verehrst Du als Texter?

Da kommen mir einige Menschen in den Kopf, Terence Trent D´arby zum Beispiel, ein großartiger Texter und Sänger. Natürlich Jim Morrison, Ian Astbury von The Cult, Glenn Danzig, dies sind einige Menschen, zu denen ich aufschaue und ein paar von meinen Idolen. Josh Homme ist ein guter Texter, Brant Björk. Chris Hale von Slo Burn, Dandy Brown von Hermano. Dandy Brown ist ein wirklich guter Texter, wenn Du Dir mal seine Texte anhörst, er ist richtig gut! Er half mir ein paar von den Songs zu schreiben, er brachte einige Ideen ein und wir schrieben einige Songs zusammen für dieses Scheibe. Danko Jones ist ein guter Texter, er schrieb 5000 Miles. Rolling Stoned – der Opener – mit seiner Zeile “wenn Du mich verlässt, werde ich Dich töten” – ich musste sicherstellen, dass Wendys Eltern wissen, dass ich diesen Song nicht geschrieben habe. Das ist ein starker Song, ich meine was ist das Erste was Du denkst, wenn Du hörst: “wenn Du mich verlässt, werde ich Dich töten”? Es macht mir Spaß, dass zu singen aber ich musste Dennis Argleben - er bekam kürzlich die Platte – informieren, ich sagte zu Wendy: Du kümmerst Dich bitte darum dass Dein Vater weiß, dass ich diesen Text nicht geschrieben habe. Ihr Vater ist 100% Deutscher und ein sehr kräftiger Typ…

Bob von Black Mastiff ist ein sehr guter Texter, er hat einige sehr coole Texte. Ich weiß, dass meine Texte sehr abstrakt wirken, sie machen für mich Sinn aber der Hörer muss mir auf meinen Trip nicht folgen. Was immer es für Dich bedeutet, was immer Du dabei fühlst, das ist es. Das ist die Definition. Einige Menschen würden wohl sagen: ich habe den Song gehört und den Text gelesen – um was geht es da? Robbie Krieger zum Beispiel fragte mich das. Und ich war vorbereitet auf diese Frage von ihm, ich hatte das befürchtet. Er hat schließlich mit einem der Besten gearbeitet, mit Jim. Dieser Text handelt von einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann, es ist eine tragische Geschichte. Sie leben in einer Beziehung, in der es eine Menge Lügen und Betrug gibt, doch sie lieben sich so sehr, dass sie sich auch niemals trennen können. Es ist eine permanente Belastung. Es ist einfach eine tragische Geschichte, denn sie werden sich niemals treu sein. Und sie beide wissen es. Sie haben diese Dämonen in sich und haben keine Wahl, kommen aber immer wieder zueinander zurück. Es ist eine schreckliche Geschichte. Alle meine Geschichten sind fiktiv. Dabei sind aber auch immer wieder Teile meines Lebens enthalten.

Was war das schrägste Erlebnis auf einer Deiner Touren?

Wir waren mal mit Danzig und White Zombie auf Tour und ich war in Connecticut. Ich war sehr unerfahren was Schnee und Eis angeht, wie Du weißt bin ich eher ein Sohn der Wüste. Und es schneite dort im Winter und ich staunte: “Wow, es schneit, das ist ja unglaublich!“ Entschuldige bitte, ich war Anfang zwanzig und hatte bis zu diesem Zeitpunkt kaum Schnee gesehen, das war etwas was mich wirklich erstaunte. Und zum ersten Mal sah ich einen gefrorenen See und ich sagte: „Wow, ein gefrorener See, heilige Scheiße, das ist unglaublich!“. Und ich sah diese Typen, die vom Ufer aus Anlauf nahmen, auf den See sprangen und schlitterten. Ich musste das ausprobieren. Das war ein Fehler…

Ich ahne es…

Es waren kein Alkohol und keine Drogen im Spiel… Ich rannte also und ich hatte diese Engineer Boots an, rannte und rannte und begann zu schlittern und gleichzeitig zu fallen – versuchte mich mit den Händen abzustützen, es war aber so glatt, meine Hände rutschten nach außen weg und ich knallte genau auf´s Gesicht. Ich brach mir die Nase, hatte zwei blaue Augen, wurde mit 14 Stichen genäht – es war mitten in der Tour. Ich war dort nicht mit der Band, nur mit einem Freund. Alle glaubten es nicht und tun das wahrscheinlich bis heute, sie dachten, ich wäre in eine Schlägerei geraten oder so etwas. Ich hab die Story lange nicht erzählt aber das ist definitv eines der verrücktesten Erlebnisse auf Tour gewesen.

Letzte Frage – hast Du irgendeinen Ratschlag für junge Bands?

Wenn Du Musik machst, gib alles dafür. Sei einfach engagiert. Das ist es was Du tun willst, tue es mit aller Macht, und schäme Dich niemals für das, was Du tust. Weißt Du, ich musste mein ganzes Leben arbeiten, ich arbeitete als alles Mögliche. Musiker zu sein ist ein harter Job, da draußen sind ein Haufen Gauner, es ist ein hartes Leben. Aber wenn Du es tun willst, gib alles. Auch wenn Du es nicht „schaffst“, was immer das auch heißen soll, denn für mich gibt es kein „schaffen“, denn ich liebe es einfach, das zu machen, was ich mache. Egal ob vor 5 Leuten, 500, 5000 oder mehr, ich habe das alles gemacht und auch wenn ich für meinen Sohn das ABC singe, macht mir das einfach Spaß. Denn die Kehrseite der Medaille ist, dass nichts daran falsch ist, hart zu arbeiten. Einige Musiker – zumindest dort wo ich herkomme – mögen sich darüber mokieren: John muss zurück an die Arbeit, er versucht es zu schaffen – was zu schaffen? Für mich ist da nichts zu schaffen. Ich mache das, weil ich es liebe, ich bin gern auf Tour. Eine Menge Leute denken: Warum arbeitet John im Baumarkt in der Gartenabteilung? - Wen interessiert das? Warum? Es ist nichts dabei in einem Laden zu arbeiten, das ist harte Arbeit! Du machst einfach das Beste für dich selbst, da ist nichts falsch dran. Und ich hasse es, wenn die Leute auf so etwas herabsehen, ich denke, manche Menschen sind so gelangweilt von ihrem eigenen Leben, dass sie Action aus dem Leben anderer brauchen um ihres auszufüllen. So etwas nervt mich einfach, denn es ist nichts Falsches daran. Mike ist ein beschissener Dachdecker. Aaron ist Kellner, Greg ist Barmann, ich arbeite in einer Tierklinik und wische Böden. Da ist für mich nichts dabei. Musiker müssen tun, was sie tun müssen, wir alle müssen tun, was wir tun müssen. Und wenn ich nach Hause komme, mache ich genau dort weiter. Ich habe vielleicht keine Wahl, aber das hält mich nicht ab und wird es nie tun. Das ist also mein Rat, gib alles, halte daran fest aber gehe nicht daran kaputt. Tu was Du kannst, überlebe einfach, denn wir alle sind Überlebenskünstler. Mona ist eine Überlebenskünstlerin, ich bin Einer, wir überleben - egal was auch immer.

Ich denke, jeder Mensch muss jeden Tag überleben….

Genau. Und es sollte nichts falsch daran sein, einer harten Arbeit nachzugehen. Und stolz darauf zu sein. Manche Menschen graben Löcher um zu leben, manche Menschen können große Deals machen. So läuft es nun mal. Ich für meinen Teil grabe Löcher und da ist für mich nichts verkehrt daran!

Absolut nicht! Vielen Dank für Deine Zeit und viel Erfolg mit der Scheibe und der Tour!



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