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Live Review - Impericon Never Say Die Tour - Emmure - Carnifex - Berlin Astra

Unglaublich, was für ein Feuerwerk Emmure, Carnifex, I Killed The Prom Queen, Betraying The Martyrs, Hundredth, Northlane & Hand Of Mercy da abgebrannt haben. Umdenken ist angesagt! Carnifex waren rein optisch und natürlich auch akustisch der Brückenschlag zwischen - sagen wir mal - oldschool und dem was uns zu Kompromissen anregte. Bevor mir irgendein Wort der Kritik über die Tastatur klettert, möchte ich auf jeden Fall betonen, dass dieses Konzert im Astra zu Berlin wirklich sehr, sehr genial war. Alle Bands wurden mit einem super Sound bestückt, spielten auf sehr hohem Niveau, gaben 100 Prozent - wobei die Sängerknaben allesamt nach 120 Prozent aussahen - und erzeugten eine megafette Stimmung.

Überhaupt waren wir der Überzeugung, diesen fantastischen Abend lassen sich die Kids nicht mehr nehmen. Mal ganz abgesehen vom Hexenkessel vor der Bühne, der ja nun einmal  Schauplatz "kontrollierter Gewalt" ist bzw. war, haben wir keinerlei Aggression ausmachen können. Leute, ihr wart echt super drauf! Auch das Team vom Astra hat unweigerlich zu diesem großartigen Abend beigetragen.

Nachdem nun die Einleitung des Reviews den Charakter eines Schlusswortes trägt, möchten wir doch ohne Umschweife an den Anfang des Abends zurückkehren.

Ich stand vorm Astra, unsere Fotografin Laura vorm Magnet Club. Kein Wunder, dass wir uns beide nicht sehen konnten, beteuerte doch jeder von uns, er stehe direkt vor dem Eingang des Clubs. Der Clubdichte Berlins sei Dank, befanden wir uns nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Ich zog mir indes die anreisende und wirklich gut gelaunte Meute rein, jene überwiegend aus extrem jungen Kids bestand. Selten tauchte eine grauhaarige Kutte auf. Was soll's dachte ich bei mir, Ohren auf und durch! Womit wir schon beim ersten Thema wären: Offene Ohren, denn derartig viele sowie übergroße Ohren- bzw. Flesh-Tunnel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Das Ganze ging einher mit einer Vielzahl von Gesichts- und Hals-Tattoos. Offenbar die neue Art der verlogenen Gesellschaft zu sagen: We don't care what you say. Fuck you!

Leute da draußen, das sind unsere metallischen Nachfolger. Wir haben vor 25 Jahren die böse Saat unserer Mutter Erde übergeben. Nun ist eine eigenständige Szene dem grausamen Boden entwachsen. Wenn ihr nicht aufpasst, dann wird dieses Geschwür - am Arsch seines Besitzers - zu unglaublicher Größe heranwachsen und damit gewaltiger als sein in die Jahre gekommener Wirt selbst.

Laura stand nun auch vor dem selben Club wie ich, darum nichts wie rein und auf in die erste Runde. Man, war das ein fetter Sound! Wir waren beeindruckt, welches Qualitäts-Level schon der Opener dieser Tour an den Tag legte. Da kann man mal sehen, dass bei einem super Sound auch die Support-Bands einen beträchtlichen Teil zum Gelingen des Abends beitragen können. Man muss sie eben nur lassen. Der rabiate Mob ging von der ersten Sekunde an ab. Hand Of Mercy zeigten was sie drauf haben und wärmten den Club für die folgenden Bands ordentlich vor. Wirklich erstklassig, was die Jungs aus Sidney da abgeliefert haben.


Nach relativ kurzer Spieldauer verabschiedeten sich Hand Of Mercy. Northlane enterten nun die Bühne und taten es ihren Landsleuten aus Sidney gleich. Das Energielevel wurde locker beibehalten und irgendwie fragten wir uns schon jetzt, wo das am Ende noch hinführen soll, denn nicht nur auf der Bühne brannte schon wieder die Luft, nein - auch das Areal vor der Stage bebte bereits das zweite Mal an diesem Abend. Nicht zu fassen, denn irgendwie schien wohl jede Band auf der "Never Say Die Tour" ein Headliner zu sein, zumindest ließ das Bewegungspotential der Masse vor der Bühne darauf schließen. Northlane gingen, Hundredth kamen - das gleiche Spiel von vorn - der Mob tobte, die Band gab alles, die Stimmung blieb gleichermaßen hoch und alle waren glücklich und zufrieden. Besonders der edle Herr im "Rinds-Kostüm" machte immer eine zufriedene Miene! Es gab wenige Momente an diesem Abend, an denen man die Kuh nicht fliegen, moshen oder gar crowdsurfen sah. Nach jeder Band stolperten das Rind und sein Kumpel total erschöpft Richtung Bar, um für die kommende Show Flüssigkeit zu schlürfen.


Betraying The Martyrs haben als vierte Band des Abends den Bann der INSD-Tour das erste Mal gebrochen. Wie zuvor gab es auch hier wieder musikalisch voll auf die Augen. Der kleine aber feine Unterschied zu den Vorgänger-Bands war, dass die Franzosen ihren Deathcore in eine sehr wohlschmeckende Progressiv-Soße tauchten. Ob der wütende Mob vor der Bühne den Unterschied bemerkte, ich wage es zu bezweifeln. Allerdings ist mein Zweifel positiv zu bewerten, denn nach wie vor tobte die aufgebrachte Masse bestgelaunt zu jedem verdammten Song.  Nein, der Headliner sollte an diesem Tage nur auf dem Papier stehen.


I Killed The Prom Queen setzten an diesem Abend nicht nur den Siegeszug der guten Laune auf aggressivste Weise fort, weit gefehlt - sie setzten den Anwesenden auch ordentlich zu. Ich muss es immer wieder betonen, eine derartige Energieentladung zwischen 19.00 & 24.00 Uhr habe ich wirklich selten geboten bekommen. 7 Bands mit vorzüglichem Bulldozer-Charakter & eine kurze Spieldauer sind wirklich wie exklusiver Sprengstoff. I Killed The Prom Queen holten aus sich und den Fans das Letzte raus, bevor es in die wohlverdiente Pause ging. Großartig! Man achte hierzu auf die Luftaufnahmen menschlicher Flugobjekte !


Wer nun dachte, an diesem Abend geht nichts mehr, der sollte bereits durch den Soundcheck von Carnifex eines Besseren belehrt werden. Unsere Augen wurden immer größer und unsere Ohren baten winselnd um Gehörschutz. Wir schauten uns an und wussten, dieser Sound ist nicht von dieser Welt. Meine Güte war das eine Perfektion! Das man den Sound der ersten 5 Kapellen noch toppen könnte - ich hätte es zuvor glatt abgelehnt - wenn ich nicht gehört hätte, was ich zu diesem Zeitpunkt hören musste. (Was für ein Satz, oder?) Und dann war es auch schon soweit! Carnifex betraten die durch und durch schweißgetränkte Bühne. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ihrer Show verlangten die Herrschaften aus San Diego unsere  volle Aufmerksamkeit. Was da oben auf der Bühne geschah, war perfektioniertes, aggressivstes & finsterstes Hochleistungs-Entertainment, und zwar auf der Überholspur. Härter, aggressiver und schneller war keine Band an diesem Abend. Yeah, ich hatte nun doch einen direkten Headliner ausmachen können. Carnifex, die Jungs aus dem Hause von Nuclear Blast Records, pressten dem Mob die letzte Hirse aus den Knochen. Nur der Typ im "Rinds-Kostüm" scheint unbeschadet davongekommen zu sein. Mit "Die Without Hope" haben Carinfex einen neuen Kracher vom Stapel gelassen. Die Fans haben's gut aufgenommen und man hatte das Gefühl, diese Nummer ist dem Mob geläufig und tat der Stimmung keinen Abbruch. Zu guter Letzt gab es den obligatorischen Klassiker um die Ohren. "Hell Chose Me", die Abrissbirne vom gleichnamigen 2010er Album, brachte das siedende Astra an den Rand des Zusammenbruchs. Unglaublich, diese Intensität. Aber da war ja noch der tatsächliche Headliner des Abends und damit übergebe ich den Stift an unseren Robby.


Man könnte nun wahrlich der Meinung sein, mit Carnifex wurden 80% des Publikums reif für eine Erholungskur in idyllischer Atmosphäre und himmlischer Ruhe geprügelt, aber bevor es in diesen wohlverdienten Urlaub gehen sollte, spielten Emmure als letzter Act des Abends zum Tanze auf, und jener hatte es definitiv in sich. Ohne viel Vorgeplänkel kam die Deathcore-Institution aus Connecticut auf die Bühne und pulverisierte das sowieso schon in Schutt und Asche gelegte Astra entgültig. Mit "4 Poisons 3 Words" wurde sofort zum Moshen eingeladen, während den tanzwütigen Berlinern anschließend mit "Solar Flare Homicide" der erste Kracher um die Ohren gejagt wurde. Mit einem geschlossenen "I SEE A FIRE IN THE SKY" war die Stimmung im Club nun entgültig am Siedepunkt angekommen. Mit einem erstklassigen Sound bestückt spielten sich Emmure durch ihr Set, was, wenn man die Jungs schon öfter gesehen hat, keine großen Überraschungen offenhielt, aber dennoch jedes Mal für erstklassige Pits sorgt. Durch eben diesen druckvollen Sound und die sichtlich gut aufgelegte Band bekamen an diesem Abend Songs wie "Demons With Ryu", "Drug Dealer Friend" oder "Children of Cybertron" eine ganz andere Qualität, die sich auch auf das Berliner Publikum übertrug. Die brutalen Breakdowns sorgten für kostenfreie Ganzkörpermassagen und symbolisierten den immer wiederkehrenden Startschuss für noch schnellere, größere und intensivere Moshparts.  Mit "When Keeping It Real Goes Wrong" verabschiedeten sich Emmure standesgemäß. Der enthusiastisch mitgebrüllte "Won't you be my bride"-Part schloss ein rundes und durch einen überragenden Sound begleitetes Emmure Konzert gebührend ab.


Text: Robby & Dirk / Fotos: Laura Vanselow


 

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