Wenn die Seele auf alten Pfaden wandelt, wenn sich alles in einem sträubt und man trotzdem zugeben muss, dass ein Album gut ist, dann könnte gerade die neue Moonspell im Player trudeln.
Genau so ist es eben auch, denn die Portugiesen ziehen mit "Extinct" alle Register und hauen dabei eine großartige Melodie nach der anderen raus. Man kann sich der gebotenen Qualität nur schwer entziehen, wenn man diese Langrille sachlich bewerten möchte. Darüber, dass Moonspell ihre Metal-Trademarks schon vor Monden abgelegt haben, kann man 2015 zwar noch lamentieren, bringt im Endeffekt aber rein gar nichts. Hier noch ein paar Growls, da noch ein paar härtere Klänge und im Grunde ist dann auch schon Schluss mit eisenhaltiger Kunst, mal abgesehen vom obligatorischen Rhythmus-Fundament, das nicht nur einmal an die Schwestern der Gnade erinnert.
Moonspell haben ihren Stil weiter ausgebaut und bringen eine ausgereifte Mischung aus - wie eben schon erwähnt - Sisters Of Mercy, HIM (ja, auch HIM), Depeche Mode, Paradise Lost und nicht zu vergessen, ihre eigenen Trademarks an den Start. Dem Thema entsprechend, gibt's auf "Extinct" eine Prise orientalischer Klänge oben drauf und fertig ist das finstere Moonspell-Gebräu. Verehrer solider Grabes-Symphonien und Dark Metaller werden vermutlich mit ihren knochigen Fingern schnipsen bzw. mit der schwarzen Zunge schnalzen, wenn sie "Extinct" das erste Mal durch ihre Gehörgänge jagen.
Absoluter Höhepunkt auf dem Album ist "Domina", ein Track, der ganz im Stile von Paradise Lost - zu "Draconian Times" Zeiten - seine volle Schönheit entfaltet. Vorsicht, der Song besitzt absolutes Suchtpotential und fordert die Nutzung der Repeat-Funktion geradezu heraus. Aber auch der Titelsong transportiert eine Wahnsinns Melodie in Eure dunklen Herzen. Moonspell kokettierten schon immer mit Elementen anderer Stile. Oftmals wollten sie es zu sehr und verzettelten sich ganz gewaltig. Viele Melodien klangen erzwungen und kalkuliert. Nicht nur einmal hatte ich den Wunsch, dass Fernando und sein Gefolge doch endlich wieder zu Wolfheart-Kompositionen zurückkehren sollten.
Inzwischen haben sie den Dreh raus und 11 Alben nach dem 95er Debüt habe auch ich meinen Frieden gemacht. Und ja, der Wunsch nach mehr Härte bleibt, ebenso wie die bittere Gewissheit, dass Sisters Of Mercy und Depeche Mode feste Bestandteile in der Musik von Moonspell geworden sind, jedoch ist und bleibt "Extinct" ein wirklich gutes Album, auch wenn ich es nur ungern zugebe.
Dirk
8/10 Talkern
VÖ: 6.3.2015 Label: Napalm Records
An den Fenstern deiner Wohnstube bilden sich Eiskristalle, dir läuft die Gänsehaut blitzschnell über den Körper und dein mit Bier verdünntes Blut gefriert in den Adern? Das kann nur an „Conjuring The Dead“, der neuen Schlachtplatte von Belphegor liegen. Knapp drei Jahre endlosen Wartens sind ins Land gezogen und wir versprechen euch, dass das Knabbern an den Fingernägeln absolut gerechtfertigt war, denn selten war ein Album aus der Death/Black-Sparte düsterer und atmosphärischer.
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