Der amerikanische Redneck-Dampf-Hammer LAMB OF GOD kehrt mit seinem nunmehr siebten Kunststück zurück, welches den epischen Namen "VII: Sturm und Drang" auf die Stirn tätowiert bekam.
Wer mit dem unglaublichen Groove dieser Kapelle bereits vertraut ist, hat Omas teure Erbstücke bereits verbarrikadiert, denn am 24. Juli 2015 wird wohl jedem Besitzer dieses Rundlings Haus und Hof um die Ohren flattern. Aber kann "Sturm und Drang" auch an die Vorgängeralben des Quintetts anknüpfen?
Ich war bereits nach dem ersten Hören von „Still Echoes“ versucht, diese Frage mit einem enthusiastischen „Oh fucking yeah“ zu beantworten. Der Opener marschiert mit Vollgas voran und überzeugt durch einen eingängigen Refrain, den man seinem Sitznachbarn in der S-Bahn am liebsten sofort ins Gesicht brüllen möchte. „Erase This“ knüpft genau dort an, wo „Still Echoes“ aufgehört hat. Songstrukturen, die sich schnurstracks in der Gehörmuscheln festsetzen und dort Wurzeln schlagen. Diese Entwicklung bringt „512“ auf die Spitze. Der bis dato düsterste Track des neuen Silberlings, der mit einem Video schon im Vorfeld released wurde, stampft in guter alter Midtempo-Manier ordentlich nach vorn. „My hands are painted red, my future's painted blaaaaaaack“!!! Kennt ihr sie auch, diese Songs, bei denen man einfach nicht anders kann, als vom Schreibtisch aufzuspringen, um mit großen Schritten und herumwirbelndem Haar das Zimmer auszumessen?
„512“ kann getrost unter dieser Kategorie abgeheftet werden. Im gleichen Zuge müssen sich Lamb of God allerdings die Frage gefallen lassen, was sie sich mit „Overlord“ gedacht haben. Clean-Gesang und Randy Blythe passen zusammen wie Eskimo Callboy und Metal, nämlich gar nicht. Denjenigen, die sich wegen diesem experimentellen Ausflug nicht mehr in der Lage fühlen, die Scheibe weiter im Player rotieren zu lassen, sei gesagt, dass die Groove-Maschine mit den folgenden Klangbildern schnell wieder in die Bahn findet. „Anthropoid“ geht nach vorn wie Schmidts Katze auf Koks und Randy Blythes Vokals erklingen so aus den Lautsprechern, wie man es von dem Frontmann des Fünfers erwartet. Als hätten die Jungs in der ersten Albumhälfe lediglich Anlauf genommen, lauert mit "Delusion Pandemic" der Groove-Hammer schlecht hin am nahenden Ende des Rundlings. Positioniert vor dem Abspielen am besten schon mal einen Aushang am Nachrichtenbrett Eurer Hausgemeinschaft, denn bei den Nachbarn werden in den nächsten 4:22 Minuten sämtliche Ikea-Möbel auf ihre Standfestigkeit geprüft. Einfach großartig!!!
Lamb of God gelingt mit Sturm und Drang ein deutlicher Sprung gegenüber dem Vorgängerwerk "Resolution", welches zwar auch seine Momente hat, aber dennoch eher schwach auf der Brust wirkte. Die Rednecks aus Richmond liefern den Fans mit „Sturm und Drang“ nach drei Jahren ein Album, das den Testosteron-Spiegel der Lamb of God-Sympathisanten dieser Welt gehörig in die Höhe treiben sollte. Allein schon Songs wie "512", "Still Echoes" oder "Delusion Pandemic" dürften sich nahtlos in das energiegeladene Live-Programm der Band einbrennen. Eine starke Leistung, die aufgrund des Ausrutschers "Overlord" aber nur 9 von 10 Talkern serviert bekommt!
Robby
9/10 Talkern
VÖ: 24.7.2015 Label: Nuclear Blast Records
CD eingelegt, für gut befunden, ins Booklet geschaut, Herkunftsland gesucht und richtig, gute Schwarzkompositionen kommen in der Regel aus Norwegen.
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