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Saxon - Battering Ram - Review

Was ist das bloß für ein Jahr, indem Größen wie Slayer, Iron Maiden, Motörhead, Annihilator und Saxon binnen zweier Monate ihre Alben auf den Markt drücken. Unfassbar, aber selbstverständlich auch unfassbar genial. Intensiver geht es nimmer. In 10 Tagen nun, wird der royale Rammbock aus dem Hause Saxon seine Widersacher aus dem Panorama wuchten.

Saxon gehören zu den Bands, die sich bereits in den 70er Jahren gründeten und noch bis heute die Fahne des Heavy Metals hoch halten. Englands Aushängeschilder, Iron Maiden, Motörhead und Saxon haben selbst nach 40 Dienstjahren noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. Very British, das Ganze, oder etwa nicht? Iron Harris und Motörlemmy schickten ihre Bands schon vor über einen Monat in die Schlacht, nur um erwartungsgemäß siegreich wiederzukehren. Saxon haben es noch vor sich, doch keine Angst, der Rammbock hat es faustdick hinter den Ohren. Sly old ears!

Metal - liebe Gemeinde - Metal, breitbeinig und protzig! Raise Your Horns! Schon der erste Testläufer suggeriert den absoluten Hammer-Track, doch dazu später mehr. "Battering Ram" kommt zunächst selbstbewusst aus seinem Versteck und dürfte jedem Oldschooler schon beim ersten Kontakt die Hand reichen. Mag sein, dass "Sacrifice" aus dem Jahr 2013 (nur der erster Eindruck) etwas härter ausfiel, doch ganz ehrlich? Erzähl das mal einem Nachwuchs-Metaller. Er würde schlicht das Problem nicht erkennen. Mit dem Titeltrack "Battering Ram" legen Saxon einen schweren Song direkt hinter die stählerne Absperrung jeder Bühne auf diesem verdammten Erdball. Schlicht und ergreifend - ein wahrer Rammbock, dieser Opener! Gute Wahl! Geschichten von einem Ort, an dem Nacht für Nacht pure Energie freigesetzt wird. Super umgesetzt! Track 2 (The Devil's Footprint) steht dem Opener energietechnisch in nichts nach. Thematisch geht es in diesem Song um eine alte Geschichte, in der Menschen mitten im tiefsten Winter realisieren, dass sie aus unerklärlichen Gründen verfolgt werden. Diese Annahme äußert sich natürlich durch geheimnisvolle Fußspuren im Schnee, die ihnen auf Schritt und Tritt folgen. Schauderhaft, aber ein geniales Thema für 'nen großartigen Metal Song. Unser Torsten entdeckte auf diesem Brecher von einem Song sogar, dass die Sounds der Gitarren Exodus-Style besitzen. Tja, bei einem Produzenten wie Andy Sneap können Saxon auch schon mal nach Exodus klingen. Unglaublich, was der Junge alles hört, aber er hat gottverdammt recht.

So, und dann kommt er, mein persönlicher Favorit: "Queens Of Hearts"! Grundstellung einnehmen, Luftgitarren umhängen und play! Was für ein göttlicher Song!! Saxon verwendeten einfache Zutaten, haben "Queens..." simpel arrangiert und damit voll ins Schwarze getroffen. Ein immer wiederkehrender Riff für 'nen kompletten Song und die Welt ist in Ordnung, dabei liefert Mr. Byford eine fantastische Gesangsleistung ab, die es live zu checken gilt. Stellenweise tönt er sogar in Ansätzen nach dem überaus talentierten Warrel Dane (Sanctuary) und was noch viel unfassbarer ist, in der einen Passage hatte ich das Gefühl, Deep Purple's "Child In Time" auf den Ohren zu haben. Allein dieser Song beamt das Album widerstandslos in den Metal-Olymp. "Queens Of Hearts" ist seit zwei Tagen den Repressalien der Repeat-Funktion meines Computers ausgesetzt, während meine Füße links und rechts aus der Rückwand meines Schreibtisches ragen, denn ich sagte ja: Grundstellung einnehmen!

Ein wirklich starkes erstes Drittel. Die kommenden Songs sind gut und solide, wobei erst Track Nummer 6 (Eye Of The Storm) einen weiteren Höhepunkt auf "Battering Ram" zu setzen vermag, ebenso wie "Stand Your Ground", der als flotter Saxon-Klassiker durchgeht. Das nächste Mal vermelden meine Radartüten eine musikalische Punktlandung, als Track 10 (Kingdom Of The Cross) ertönt. David Bower (Schauspieler und Hell-Sänger) leitet diese melancholische Reise mit seiner charismatischen Stimme ein. Saxon thematisieren hier den ersten Weltkrieg, einen der brutalsten Konflikte in der Geschichte der Menschheit. Dieser Song ist kein typischer Metal Song, dafür zieht er Dich langsam aber sicher in die Gefühlswelt der geschundenen und geschlagenen Opfer dieses bestialischen Krieges. Biff und David setzen diesen Song, der mich nicht selten an den Charakter von Motörhead's "1916" erinnert, gekonnt in Szene. Großartige Nummer, die ausschließlich für Vokals und Keys komponiert wurde! Als Nachschlag gibt's einen AC/DC-lastigen Rausschmeißer namens "Three Sheets To The Wind - The Drinking Song". Die Bezeichnung "schilliger Rocker mit amtlicher Alkoholfahne" dürfte hier gut passen.

Saxon haben ihren Rammbock anno 2015 gefährlich gut in Stellung gebracht und damit das vier Jahrzehnte alte Bollwerk NWOBHM erneut unantastbar, uneinnehmbar und unsterblich gemacht. Ich gehe mit 8,5/10 Talkern in die Vorlage, wohl wissend, dass sich diese Punktzahl noch ändern kann, wenn unserer Altvorderen gesprochen haben. Und jetzt ist es wieder an der Zeit, "Queen Of Hearts" zu hören. Unglaublich, dieser Song.

Dirk  

8,5/10 Talkern


Anmerkung: Unsere Altvorderen haben sich schließlich und endlich doch noch ein Urteil abgerungen. Während Meister Torsten die obenstehende Bewertung mit den Worten "locker 8,5" unterschrieb, bevorzugen der ehrenwerte Herr Zottel sowie Dauernörgler Jan den Vorgänger und würden dem "Rambock" all zu gern 'nen Pünktchen absprechen.


VÖ: 16. Oktober 2015 - Label: UDR



 

Insomnium - "Shadows Of The Dying Sun" 2014 - Review

Vortrefflich, vortrefflich! Im Mittelalter galt die Breite einer Strasse als vortrefflich, wenn Hochzeitskutsche und Leichenkarren aneinander vorbeikamen, ohne sich dabei großartig zu behindern. Welch ein bizarres Zusammentreffen, welch eine  außergewöhnliche Festlegung bzw. Norm, doch offensichtlich eine durchaus häufig aufgetretene Situation. Korrekt, dies ist eine passende Review-Einleitung - für das im April 2014 via Century Media veröffentlichte sechste Studioalbum der Finnen Insomnium - die, wer hätte es jetzt vermutet, vortrefflicher nicht sein könnte.

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