Gerade läuft "From Beyond" zum ersten Mal durch die Lautsprecher des metaltalks.de-Büros. Genau, fast einen Monat nach VÖ! Schon die ersten Töne lassen die 80er Jahre lebendig werden. Will man Olof Wikstrand Glauben schenken, dann ist dem nicht so. Offensichtlich haben Haie nicht nur Olof und Jonas gefressen, sondern auch gleich noch den unverwechselbaren Enforcer-Sound! Alles weg, keine 80er, kein Olof und auch kein Jonas.
Wer war das bloß am Telefon, denn Haifische lassen normalerweise wenig übrig. Mehr zum Thema Spitzzahnflosser gibt's im letzten Teil des Interviews. Hier nun das Interview, das wir ohne jegliche "From Beyond Kenntnisse führten:
Sandra: Ihr habt erst kürzlich "From Beyond" veröffentlicht . Habt ihr schon erste Rückmeldungen was Leute darüber denken?
Olof: Da es jetzt ja bereits seit zwei Wochen draußen ist, bekommen wir momentan unheimlich viel Feedback. Soweit scheinen es die Fans wirklich zu lieben. Alle - mit denen ich sprach - sagen, dass es bisher unsere beste CD ist. Die Rezensionen sind allerdings nicht so gut wie das letzte Mal ausgefallen. Wenn ich etwas gelernt habe, dann Folgendes: Rezensionen spiegeln nicht die Meinung aller Menschen wider. Die Reaktionen von Fans, von Freunden und dem Label sind riesig. Sogar viel besser als ich es erwartet habe, also ist es wirklich alles cool.
Sandra: Das ist großartig. Wir konnten leider bis zum Tag der Veröffentlichung nicht ins neue Album reinhören. Damit ging es uns so gesehen wie jedem Fan. Wie würdet ihr Euer neues Album beschreiben?
Olof: Sehr, sehr grob betrachtet, ist es die Fortsetzung von „Death By Fire“. Wir wollten alle Elemente der letzten CD mitnehmen und diese verstärken. Wir wollten schwerer & schneller sein und mehr in verschiedene Richtungen arbeiten, würde ich sagen. Jedes Element bis zum äußersten Limit ausreizen, soweit es uns möglich war. So würde ich es grob beschreiben.
Sandra: Gibt es dennoch tiefgreifende Unterschiede zum Vorgänger "Death By Fire"?
Olof: Ich sage es mal so: Wenn du Enforcer generell magst, dann wirst du von dieser Scheibe nicht enttäuscht sein. Wir haben uns selbst definiert und darum hat die Scheibe mehr von allem. Enforcer betraten kein Neuland oder kreierten einen völlig neuen Sound. Wir haben unseren eigenen Sound, an den wir sehr fest glauben, noch einmal verstärkt.
Sandra: Habt ihr einen Song, der Euch besonders am Herzen liegt und dessen Inhalt ihr den Fans vorstellen möchtet?
Olof: Ich mag die Songs auf dem Album alle. Sie sind dieses Mal unterschiedlicher und vielfältiger, was es noch schwieriger macht einen Song auszusuchen, um zu sagen, dass ich ihn mehr mag als den Rest. Es kommt auch auf die eigene Stimmung an, wenn man die Songs anhört. Generell bin ich bei diesem Thema der Meinung, dass alle Songs die besten sein müssen, die du jemals gemacht hast, denn wenn nicht, dann ist es totale Verschwendung diesen einen Song zu machen, wenn es einen gibt, der sowieso besser ist… dieser Meinung bin ich zumindest. Damit sage ich jetzt nicht, dass jeder Song der Beste überhaupt ist. (Wir haben es verstanden - Anm. d. Red.)
Sandra: Wie war es im Studio? Lief es wie bei „Death By Fire“ oder habt ihr bezüglich der Aufnahmen Änderungen vorgenommen?
Olof: Es war eigentlich so ziemlich die gleiche Prozedur. Die Aufnahmen zu "Death By Fire" waren ehrlich gesagt etwas merkwürdig, denn als wir die Aufnahmen begannen, waren die Hälfte der Songs für Demos gedacht. Da wir sie aber so sorgfältig und gut aufnahmen, wurden am Ende richtige Songs für das Album daraus. Dieses Mal waren die Aufnahmen trotzdem ähnlich. Wir machten alles von Anfang an selbst, sogar die Ausrüstung war die Gleiche. Der einzige Unterschied war, dass wir das Fundament der Tracks in Stockholm machten. Dort klang es einfach besser, meiner Meinung nach. Sonst war der Aufnahmeprozess so ziemlich identisch, würde ich behaupten.
Sandra: Wie ensteht Euer typischer 80er Jahre Sound? Verwendet ihr Instrumente aus dieser Zeit?
Olof: Naja, meiner Meinung nach klingen wir überhaupt nicht nach den 80er Jahren. (Ha, das ist es - hört, hört - Anm. Red.) Wir zielen darauf auch in keinster Weise ab. Leute behaupten das von uns die ganze Zeit, aber es zeigt auch, dass genau diese Leute, die uns das vorwerfen, einfach total ignorant gegenüber dem Sound der Produktion sind. ( Keiner wirft hier etwas vor - wir stellen fest und außerdem mögen wir es ja auch. - Anm. Red.) Meiner Meinung nach klingt moderne Musik - oder wie du es auch nennen willst - mehr nach 2002 oder 2005. Das ist das wirklich Schlimme, denn die Scheiben von damals klingen echt beschissen. So ungefähr in den 90er, Mitte der 90er und aufwärts, begannen Leute die digitalen Aufnahmen, was zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht voll entwickelt war. Auch die Trends Mitte der 90er waren zu übertrieben und brachten zu zusammengepresstes Zeug hervor. Das ist nichts, was wir machen wollen. Wir wollen ein klassisches, gut klingendes Album kreieren, voll mit Dynamik und Stimmungen. Wir beabsichtigten nicht, 80er Jahre Sound zu machen, sondern zielen auf ein zeitloses, gut klingendes Album ab und ich finde, wir haben das auch geschafft.
Sandra: Okay, verstehe. Welche Bands mögt ihr so sehr, dass ihr Eure Musik darauf ausrichtet? Gibt es da welche?
Olof: Als Musiker musst du immer von jemand anderem inspiriert werden, um Musik zu machen. Dieses Mal haben wir versucht unseren Klang mehr Richtung… naja, also lass es uns mal so ausdrücken: Wir sind sehr auf unseren einzigartigen Klang fixiert. Nachdem wir bereits vier Alben herausgebracht haben, besitzen wir eine sehr starke Vorstellung davon, was uns einzigartig und besonders macht. Wir holten uns unterschiedliche Inspirationen. Dieses Mal schauten wir mehr in Richtung osteuropäischen, russischen Heavy Metal Bands, auf der Suche nach einer besonderen Stimmung. (??? Ok? Anm. Red.)) Ich glaube, das färbte am Ende sehr auf den Klang des Albums ab, sodass es einen melancholischeren und melodischen Touch bekam, verglichen zu unseren Alben, die mehr pentatonisch gestützt waren, um es in Musikerfachsprache auszudrücken.
Sandra: Ihr seid vor einem Jahr mit Skull Fist auf Tour gewesen. Wir hatten in Berlin das Gefühl, dass es eine Menge Spaß auf dieser Tour gab. Kannst Du uns oder den Lesern eine Begebenheit erzählen, die so verrückt oder lustig war, dass ihr sie bis heute nicht vergessen habt?
Olof: Hmm ich weiß nicht, es war keine besondere Tour in irgendeiner Weise. Um ehrlich zu sein, passieren Tour die ganze Zeit verrückte Sachen, weil man einfach ständig neue Leute kennenlernt. Es war am Anfang unserer Karriere allerdings wesentlich verrückter, insbesondere auf den ersten paar Touren. Wir waren noch Teenager und dachten ständig: „Fuck yeah, jetzt gehen wir auf Tour und erleben den ganzen Tag verrückte Sachen.“ Die verrücktesten Sachen passierten wirklich noch am Anfang. Auf der Tour, die du jetzt erwähntest, lief alles ruhig ab. Wir hatten eine entspannte Zeit. Es gibt eigentlich keinen besonderen Vorfall, von dem ich dir erzählen kann.
Sandra: Wie wärs mit deiner liebsten Geschichte, die du gerne anderen erzählst? (So, jetzt wird's gefährlich - Anm. Red.)
Olof: Okay. Einmal sind Jonas und ich in Florida schwimmen gegangen. Wir sind den ganzen Tag gereist und es war gerade vor der nächsten Show und wir wollten uns etwas abkühlen, also sind wir runter zum Meer gegangen, um ein bisschen schwimmen zu gehen… joah wir wurden von Haien attackiert!
Sandra: Waaaaas?
Olof: Ja, ziemlich lustige Story oder? (Selten so gelacht! - Anm. Red) Hm - welche anderen Stories habe ich… keine Ahnung. Es ist wirklich schwer, sich etwas einfallen zu lassen in dem Moment in dem man gefragt wird. Wir können nächstes Mal ein Bier trinken gehen und dann werden die Geschichten nur so aus mir heraussprudeln.
Sandra: Klingt gut! Wir fragen immer gern, was die Bands so an Musik hören. Hier ist sie, die Frage: Was läuft in Musikplayern von Enforcer?
Olof: Alles Mögliche. Wir hören uns so ziemlich alles an. Wenn Jonas nichts für die Band macht, komponiert er Filmmusik. Er macht sehr viel in diese Richtung. Mir gefällt das auch….klassische Musik. Sehr viel! Joseph mag alle möglichen Arten von Indie Rock, aber ich weiß nicht wie die Bands alle heißen. Lass es mich einfach so sagen: Wenn wir alle Bandmitglieder zusammenpacken, dann decken wir so ziemlich alle Musikarten die es gibt ab, wobei natürlich Heavy Metal im Zentrum steht. Aber in letzter Zeit höre ich sehr viel Rock Zeug.
Sandra: Gibt es auch einen persönlichen Lieblingssong von Enforcer?
Olof: Alle. Wir haben alle aus einem bestimmten Grund gemacht. Wenn man sagt, dass man Lieblingssongs hat, dann heisst das im Umkehrschluss auch, dass es Songs gibt, die nicht deine Favoriten sind. Dann wäre es doch total unnütz diese Songs aufzunehmen. Meiner Meinung nach sind alle Songs eine 10 aus 10. (Ok, hatte Olof ja vorhin schon in ähnlicher Form erwähnt. - Anm. Red.)
Sandra: Gibt es ein musikalischen Trend in Schweden, wo ihr sagen würdet, der wird das nächste Große Ding?
Olof: Ich finde, die Trends aus Schweden waren schon immer sehr unterschiedlich zur Entwicklung in Westeuropa. Was wir jetzt bemerken ist, dass die Bands in Schweden ziemlich… lass es uns mal so umschreiben: Der neue Trend ist, dass die Bands versuchen so ausgeflippt wie möglich zu sein. Sie zielen sehr auf etwas Einzigartiges ab. Es ist fast wie ein Wettbewerb, wer am abgedrehtesten sein kann. Viele Bands machen das momentan so oder sie kehren all dem total den Rücken zu. Ich will da keine persönliche Wertung abgeben, aber so sieht es momentan aus.
Sandra: Vielen Dank, das war auch meine letzte Frage. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.