1. Releases

  2. Interviews

  3. Live-Dates

  4. Verlosung

  5. Shirt-Talks

  6. wir hören



IN FLAMES - Backstage Interview Berlin Columbia Halle 29.10.2014


Das ging gerade noch einmal gut, denn trotz ausgiebiger Absprachen im Vorfeld des Interviews, zerstörte der Tour-Alltag und der damit verbundene Stress den gesamten Ablaufplan, sodass wir gerade noch ein paar Minuten Zeit hatten, kurz vor dem Konzert in der Berliner Columbiahalle mit Daniel zu sprechen. Natürlich merkte man Daniel an, dass auch seine Zeit langsam knapp wurde und so musste Sandra jede Antwort aus dem Drummer der Göteborg-Legende förmlich herauskitzeln.

Sandra: Ihr seid gerade auf großer Tour mit vielen guten Supports: Papa Roach, Wovenwar und While She Sleeps – wie läuft es bisher? 

Daniel: Es läuft großartig, wir haben sehr viel Spaß und sind glücklich, dass wir wieder unterwegs sind, weil wir ein Jahr Pause hatten. Das war die längste Pause, die wir jemals hatten, also konnten wir es kaum abwarten wieder unterwegs zu sein. Wir lieben es zu touren. Das ist es, warum wir die Band gegründet hatten, also genießen wir auch jeden Moment davon. 

Sandra: Und wie läuft es mit den anderen Bands, kommt ihr gut miteinander klar? 

Daniel: Ja, es ist ebenfalls großartig. Wir kannten ein paar der Wovenwar Jungs aus der „As I Lay Dying“ Zeit und hatten bereits mehrmals zusammen getourt. Wir kennen die Jungs von Papa Roach ebenfalls ein bisschen, also sind wir alle gute Freunde. 

Sandra: Klingt wirklich gut. Das Konzert in Leipzig war total ausverkauft. Glaubst du, dass sich die deutschen Fans von denen anderer Länder unterscheiden?

Daniel: Weiß ich nicht bzw. glaube ich es nicht. Es war sicherlich in der Vergangenheit anders. Für mich erscheint es so, als wäre es überall ähnlich. Vielleicht hat das mit YouTube und generell der Globalisation zu tun. Aber vielleicht haben wir eher ältere Leute im Publikum hier in Deutschland. Natürlich sind auch jüngere Kids dabei. Ich sage Kids...aber du verstehst schon was ich meine. Wir touren in Deutschland bereits seitdem es diese Band gibt und haben eine sehr loyale Fan Base hier drüben, die uns noch immer zu folgen scheint, was uns glücklich macht. 

Sandra: Das ist wirklich großartig. Naja, lass uns über euer neues Album „Siren Charms“ reden. Es ist bereits euer 11. Studioalbum und wieder in einem neuen Stil. Wie schafft ihr es immer wieder euch neu zu erfinden? 

Daniel: Ich weiß nicht. Wir machen einfach was wir wollen und schauen was dabei herauskommt. Ich glaube eine Sache ist, dass wir nie Songs schreiben, während wir auf Tour sind. Das lässt alles etwas unterschiedlicher klingen. Zum Beispiel wurde das Album vor „Siren Charms“ in 2011 aufgenommen, und dieses schrieben wir in 2013, also schrieben wir an keiner Musik für mehr als zweieinhalb Jahre. Natürlich klingt es deswegen unterschiedlich. Andere Bands schreiben ein Album, während sie unterwegs sind und schreiben deswegen direkt, nachdem ein Album fertig ist. Die Zeit zwischen den beiden ist somit nicht besonders lang. Das ist, was ich denke. Wir versuchen außerdem auf verschiedene Art und Weise zu arbeiten, jedes Mal wenn wir ein neues Album aufnehmen. Wir wollen nie etwas wiederholen. Wir wollen jedes Mal was Neues ausprobieren, selbst wenn das nur heißt, die Mikrofone und Schlagzeuge anders zu positionieren. Das ist auch der Grund, warum wir so oft Studios und Produzenten ändern. 

Sandra: Du meintest, dass ihr immer ein paar Dinge ändert, ist das also im Grunde so ziemlich das, was ihr für einen neuen Sound macht, ihr nehmt ein anderes Studio und versucht etwas neues dort zu machen? 

Daniel: Ja, ich meine wir haben bereits 11 Alben gemacht, normalerweise macht man nicht so viele. Jedes Mal willst du somit etwas Neues ausprobieren. Man will nicht seine Zeit vergeuden und das gleiche immer und immer wieder machen.

Sandra: Ja, verständlich. Wer hatte im Grunde die Ideen zum neuen Album? Ihr alle zusammen oder gibt es jemand bestimmten? 

Daniel: Björn schreibt alle Riffs und Teile der Songs, nimmt sie dann[...] und wir bauen es gemeinsam zusammen, wie Legosteine. 

Sandra: Und jede Person fügt dann einfach hinzu, was sie will? 

Daniel: Ja, also ich meine wir haben natürlich alle Vorschläge. Wir reden dann darüber und sind uns über etwas einig oder halt nicht. Letztendlich einigen wir uns dann aber natürlich immer. 

Sandra: Ihr werdet als „experimentierfreudig“ bezeichnet und habt durch die Stiländerung der letzten Alben sicher ein paar Fans verprellt - wie geht ihr damit um? 

Daniel: Ich glaube nicht, dass es uns was ausmacht, weil wir das für uns selbst tun und wir einfach Songs schreiben, die uns gefallen, die wir spielen wollen und hinter denen wir selbst stehen. Ich glaube, der Tag an dem du Songs schreibst, weil du denkst, das sie den Leuten gefallen würden, ist sehr gefährlich. Du kannst einfach nicht jeden glücklich machen. Das ist unmöglich. Es ist ein Klischee, aber wir machen einfach was wir wollen. Deswegen sind wir auch sehr dankbar, dass wir noch so loyale Fans haben, die zu uns stehen. Ich glaube du verlierst immer Fans, egal was man macht. Ich finde nicht, dass wir mehr Fans verlieren als jede andere Band, aber ich glaube auch, wir haben jetzt sogar mehr Fans dazugewonnen als verloren. Es ist einfach bloß ein Bonus, wenn die Leute es auch noch mögen.

Sandra: Generell steht die Band im ständigen Wandel – neue Bandmitglieder, neue Logos und auch ein neuer Style zog sich durch die Jahre. Wie hast du selbst den Wandel erlebt, seit du 1997 dazugestoßen bist? 

Daniel: In Bezug auf neue Bandmitglieder, war es ja nur Nicolas der zur Band kam, also war das kein großer Unterschied. Davon abgesehen…keine Ahnung. Da ich in dieser Blase bin, seh ich die Veränderungen nicht so offensichtlich wie du es vielleicht wahrnimmst. Keine Ahnung. Es steckt kein Plan dahinter. Wir haben keinen strategischen Plan, um diese Änderungen vorzunehmen. Es ist ein natürlicher Prozess würde ich sagen. 

Sandra: Ursprünglich war Jespers Idee, In Flames wie den Gitarrenstil Iron Maidens und dem Death Metal klingen zu lassen, wer entscheidet seit 2010, seit Jespers Ausstieg, darüber ? 

Daniel: Ich glaube, dass all die Alben, die wir vor 2010 machten, entschieden wie In Flames klingen sollten, aber ich finde das unser Markenzeichen noch immer melodische Metalmusik ist, obwohl manche Harmonien von der Gitarre zum Gesang oder Elektronik wechselten, aber es wird trotzdem eine sehr melodische Band sein. Du kannst nicht wirklich das Vermächtnis total weglöschen. Man kann immer den roten Faden erkennen und das auch noch bis heute. Außerdem entscheidet man auch nicht so einfach „Genau so soll In Flames jetzt klingen“. Ich denke, dass das auch sehr davon abhängig ist, wer das Instrument spielt. Wenn 5 andere Jungs unsere Musik spielen würden, würden unsere Songs ganz anders klingen, obwohl es immer noch In Flames Songs wären. Also ist es vielmehr in der Hand des Musikers, als man vielleicht annehmen würde. 

Sandra: Würdest du sagen, dass es Jemanden gibt, der die Band besonders vorantreibt oder in einer Art anführt? Oder macht ihr das alle gemeinsam? 

Daniel: Ich glaube, wir haben ein Ziel und wir sind alle sehr entscheidungsfreudig und wollen die Band so weit wie möglich vorantreiben, aber Anders, da er der Frontmann ist, ist er auch der Anführer, da er dies auch mehr oder weniger sowieso sein muss, weil er nun einmal Sänger und Frontmann ist. Aber offensichtlich wollen wir alle in die gleiche Richtung gehen. 

Sandra: Jesper verließ die Band aufgrund von Alkoholproblemen. Wie ging die Band persönlich damals damit um? 

Daniel: Ich glaube wir hatten das alle schon kommen sehen. Er musste bereits für einige Touren aussetzen und Niclas half damals aus, bevor er zu einem richtigen Bandmitglied wurde. Ich denke, wir wussten alle, dass dies letztendlich so kommen würde, also war es nicht gerade ein Schock für uns. Wir waren im Prinzip schon darauf vorbereitet, obwohl es natürlich trotzdem tragisch war, aber ich finde nicht, das wir darunter so sehr gelitten haben. 

Sandra: Ist schon etwas für die Zukunft geplant? Irgendwelche Projekte, vielleicht auch mit anderen Künstlern? 

Daniel: Nein, dafür ist es noch viel zu früh. Wir werden eine Live DVD der Göteburg Show machen, die noch vor Weihnachten rauskommen wird. Also das ist etwas, worauf man sich schon freuen kann. Abgesehen davon versuchen wir einfach so viel wie möglich für dieses Album in nächster Zeit zu touren. 

Sandra: Klingt gut. Vielen Dank für das Interview! 



 

Neueste Interviews